Verdeckelte Psychosen in der spirituellen Szene
Zurzeit kommen mir wieder vermehrt Menschen unter, die glauben Maria Magdalena zu sein. Vor vielen Jahren saß ich einmal mit einem Freund in der Küche und da haben wir noch drüber gelacht, als er mir erzählte, er habe schon mit drei (natürlich verschiedenen) „Magdalenen“ geschlafen. Eine andere gute Freundin von mir, Psychologin von Beruf, hatte "Jesus" gleich dreimal in der geschlossenen Anstalt. Leider jeweils in anderen Stockwerk. Ich hätte ja ernsthaft dran gedacht, diese drei Versionen von Jesus zusammenzubringen, nur um zu prüfen, was dann geschieht, mit der Intension Heilung zu bringen, natürlich.
Worauf will ich hinaus?
Es gibt einen pathologischen Glauben, Jesus oder Maria Magdalena (oder ein anderer bekannter Heiliger, Guru, Meister) zu sein oder eine besondere Verbindung zu ihm oder ihr zu haben. Wenn sich diese Störung darauf bezieht, Jesus zu sein, nennt man das den "Messias Komplex“. Doch wie gesagt, es gibt auch immer mehr Magdalenen….
Hier glauben die Menschen, dass sie die Wiedergeburt oder die Reinkarnation von Jesus Christus oder Maria Magdalena sind. In der Regel sind sie überzeugt eine göttliche Mission zu haben, um die Menschheit zu retten oder die Welt zu verbessern.
Problematisch wird das dann, wenn diese Menschen andere von ihrem Wahn überzeugen.
Denn in der Regel geht diese Überzeugung mit einem übermäßigen Selbstwertgefühl und einem Mangel an Realitätsbezug einher. Diese Überzeugungen sind eine Form von Wahn, die in der Schulmedizin oft mit psychotischen Störungen wie Schizophrenie oder manischer Depression in Verbindung gebracht wird.
In meinen Augen ist viel davon eine ernsthafte spirituelle Krise. Die Schulmedizin macht leider diese Unterscheidungen nicht, weil sie diese Störungen ausschließlich in ihrem engen Rasta, ohne Bezug zur Spiritualität sieht.
In einigen Fällen, die ich persönlich kenne und über die ich mich informiert habe, kam es zu einem spirituellen Erlebnis, welches nicht angemessen integriert wurde. Stattdessen hat sich das Ego dieses Erlebnis geschickt unter den Nagel gerissen.
Wie gesagt es gibt authentische spirituelle Erfahrungen, in der wir in die Christus- oder Magdalena-Energie eintauchen. Doch das bedeutet zum einen nicht, das wir Jesus oder Maria Magdalena sind und zum anderen das wir diese spirituelle Stufe gemeistert haben.
Diese spirituellen Erlebnisse kommen, wenn sie authentisch sind, einer Einweihung in diese spezielle Energie gleich. Diese Energie ist dann in diesem Augenblick, manchmal sehr intensiv da und in der Regel nach einem gewissen Zeitraum wieder abgeklungen. Wenn diese Energie rein durch uns fließt, ist das gigantisch und wir haben unter Umständen tiefe spirituelle Einsichten, doch diese Erlebnisse können auch relativ unspektakulär ablaufen.
Ich habe selber von September 1999 bis Karfreitag 2000 drei intensive Christus-Erlebnisse gehabt. Das erste und dritte Christus-Erlebnis war zwar sehr intensiv, aber unbedenklich, was meine geistige Gesundheit betraf. Beim zweiten Christus-Erlebnis jedoch, durfte ich erleben, wie leicht es ist, dass das Ego diese Erlebnisse persönlich nimmt und auf sich selbst bezieht. Bei diesem 2. Christus-Erlebnis habe ich mich zwar nicht direkt mit Jesus identifiziert, aber eine Zeit lang mit dem SCHON VERGANGENEN ZUSTAND der Christusliebe.
Mein Ego hat dachte, jetzt bin ich fertig.
Das Pathologische war, dass sich das Ego mit einem Zustand verbindet und identifiziert, der JETZT nicht durch mich durchfließt. Der interne Dialog, das "etwas Sein wollen" hat die Vergangenheit auf nicht authentische Art und Weise in die Gegenwart geholt. Denn diese wahren spirituellen Erlebnisse sind in der Regel keine dauerhaften Zustände, wo wir wirklich frei vom Ego, in diesen Zuständen andauernd verweilen dürfen/können.
Deswegen sind diese Wahn-Zustände ernsthafte spirituelle Krisen. Die Initianden brauchen einen Lehrer, der sie auf den Boden der Tatsachen zurückholt, einfach, indem er den wahren Zustand spiegelt, der in diesem Augenblick da ist.
Wichtig zu wissen ist, dass diese Wahn-Zustände zu einem starken Verlust des Realitätsbezugs führen können, wodurch die betroffene Person Schwierigkeiten hat, zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden. Wie bei jedem Wahn kann der Jesus- oder Magdalena-Wahn für die betroffene Person sehr real erscheinen, aber er steht im Widerspruch zur objektiven Realität. Das kann zu bizarren bis gefährlichen Verhaltensweisen oder Handlungen führen.
Der Jesus- oder Magdalena-Wahn ist eine ernsthafte psychische Störung, die eine angemessene therapeutische Intervention erfordert. Behandlungen der neuen Zeit würden eine Verbindung zwischen Sedierung, wenn notwendig, Psychotherapie und Unterstützung der Integration des spirituellen Erlebens beinhalten.
Wichtig zu wissen ist, dass diese spirituellen Krisen überwunden werden können und es bei guter Integration zu starkem und gleichzeitig authentischem Wachstum in der Persönlichkeit kommen kann. Hierbei werden wir wirklich zu Lichtern in dieser Welt.
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