Das ist keine einfache Angelegenheit, einfach deswegen, weil wir im Westen eine Kultur sind, die das eigentlich Gute so schnell missbraucht. Wir sind, kollektiv eine Konsumenten- und Drogen-Kultur und gleichzeitig abgeschnitten von unseren spirituellen und kulturellen Wurzeln. Das wird wieder und wieder in psychedelischen Sitzungen so klar erlebbar. Vieles, was ist einer gesunden indigenen Kultur einen festen Platz, Zeit und Ort hat, wird komplett außerhalb des Kontextes verwendet. Zeitgleich ist es so, wenn die interessanten spirituellen und psychischen Prozesse beginnen, unsere Kultur genau das oft nicht einordnen kann, insbesondere, wenn es schwierig wird. Der Bezugs-Rahmen ist gestört, das kranke System ist in uns, einfach, weil wir in dieser westlichen Kultur aufgewachsen sind.
Dennoch besitzen psychedelische Substanzen ein beachtliches Heilungspotenzial, wenn sie auf die richtige Art und Weise und von Menschen verwendet werden, die wirklich bereit sind. Das bedeutet sie sich vorbereitet haben und die spirituellen und psychologischen Voraussetzungen mitbringen.
Grundsätzlich sind psychedelische Substanzen „nur Schlüssel“. Wer diese Schlüssel verwendet, unter welchen Voraussetzungen innerer und äußerer Natur das stattfindet und wer hierbei die Zeremonien und Sitzungen begleitet, ist von entscheidender Bedeutung.
Psychedelische Substanzen sind definitiv keine Partydrogen.
Der psychedelische Rausch ist NICHT vergleichbar mit einem Alkoholrausch, selbst nicht mit einem absoluten Vollrausch. Eine starke psychedelische Erfahrung kann um ein Vielfaches intensiver sein. Während ein Alkoholrausch dumpf macht, beginnt bei der psychedelischen Erfahrung das genaue Gegenteil. Das, was es so intensiv macht, ist der ungebremste innere Prozess. Wenn man so etwas noch nicht erfahren hat, kann man sich das eigentlich nicht vorstellen. Wir bekommen innere Räume auf dramatische Art und Weise geöffnet, sodass wir mit massiv gesteigerter Wahrnehmung und intensiven Gefühlen das erleben, was auch immer ansteht. Das kann von himmlischen Erfahrungen bis hin zu inneren und äußeren Höllen reichen. Hierbei zwingt uns die psychedelische Substanz hinzuschauen, wir müssen weiter machen. Manchmal ist das ein Gefühl wie in der Waschmaschine, während der Schleudergang läuft. Da kommt man nicht so schnell wieder raus und das ist auch gut so und für viele liegt genau hier der heilsame Aspekt. Unser Bedürfnis recht zu haben, gut dazustehen und uns selbst schönzureden/anzulügen wird hier massiv umgangen und das rückt in uns etwas zurecht, was einen sehr positiven Effekt haben kann. Für nicht wenige gehört die starke psychedelische Erfahrung zu den intensivsten Erfahrungen ihres Lebens.
Um psychedelische Substanzen verantwortlich verwenden zu können, braucht es meiner Erfahrung nach entweder einen ganzheitlichen therapeutischen, authentisch schamanischen oder einen ernsthaften spirituellen Ansatz, der auf die jeweilige Erfahrung zum einen vorbereitet und dann vor allem nachbereitet. In der Regel geht es am allermeisten um die Nachbearbeitung, um die Integration, um die Umsetzung der Erkenntnisse im ganz normalen Alltag. Hier beginnt die eigentliche Arbeit und der eigentliche Weg und dieser Weg ist oftmals unangenehm.
Gerade das möchten viele nicht.
Vielen geht es um das schnelle High, die Erkenntnis ohne Aufwand und um massiv potenzierte Glücksgefühle. Ja, auch eine ernsthafte spirituelle Suche möchte ich vielen nicht abschreiben.
Doch für alle, die ernsthaft auf dem Weg sind, wird sehr schnell sehr klar, dass die psychedelische Erfahrung ist ein Marker, ein Meilenstein, oftmals eine starke Motivation ist, jedoch die eigentliche tägliche spirituelle Praxis und die Verhaltensänderung im Alltag NICHT ersetzen kann.
Dass psychedelische Substanzen das Bewusstsein erweitern, stimmt nur zum Teil. Denn mit dieser Erweiterung muss man in vielen Fällen erst mal umgehen können. Psychedelische Substanzen setzen sehr oft verdrängtes Material frei.
Dieses Material haben wir nicht ohne Grund verdrängt. Wir konnten damit einfach nicht umgehen.
Wird nun dieses verdrängte Material aktiviert, möchte es sich durch das Bewusstsein befreien. In gut gehalten Räumen ist dies eine sehr gute Möglichkeit für große Heilungen. Oftmals kommt es dabei zu sehr unschönen Einsichten. Verdrängte Missbräuche oder eigene Täter-Leben sind hierbei sehr häufig, doch auch nur Möglichkeiten von einer Vielzahl von möglichen Erfahrungen. Nicht selten erleben wir in uns „abartige“ Energien, die wir verurteilen und ablehnen. Wird dieser befreiende Akt der Bewusstwerdung nicht angenommen, kommt es zu einer ganzen Reihe an Handlungen, mit denen zum einen der Klient und zum anderen der Leiter und die Gruppe umgehen darf. Hierzu gehören (Zwangs-) Handlungen, mit dem Versuch sich massiv abzulenken, Übertragungen, Projektionen und andere kuriose „Verrücktheiten“.
Generell möchte sich die Psyche von diesem bedrückenden bis krankhaften Ballast befreien und das ist gut so. Doch diese Befreiung muss in einem geeigneten Rahmen stattfinden und der Leiter muss das halten können. Denn manchmal kann diese „Heilung“ ganz schön heftig werden.
Zum anderen können sich sehr schnell Fehler einschleichen. Gerade hat man noch eine authentische und tiefe Einsicht und im nächsten Moment fantasieren wir oder haben sogar kurzweilige psychotische Episoden. Denn genau das macht ja die psychedelische Substanz. Hier verantwortliche Unterscheidungen zu treffen, kann selbst für erfahrene Psychonauten eine Herausforderung sein.
Selbst die himmlischen Visionen und Erlebnisse sind nicht so einfach. Es passiert immer wieder, dass wir von dieser Erfahrung aus der eigentlichen Praxis gerissen werden, weil das Ego etwas „persönlich nimmt“, was nur eine Erfahrung im gegenwärtigen Augenblick war. So schnell denken wir, wir sind, wer weiß wer, nur weil wir ein Erleuchtungs-Erlebnis hatten. Das kann ernsthafte Hindernisse auf dem wahrhaftigen spirituellen Pfad bringen.
Auch wenn Du in der indigenen Kultur auf der Suche bist, ist eine gute Unterscheidungskraft gefragt. Viele der sogenannten Schamanen solltest Du definitiv meiden. Nicht wenige haben einfach keine gute Energie und Intension. Nicht wenige arbeiten mit niederen Geistern. Andre haben nicht die ganze Ausbildung durchlaufen. Du musst im Bewusstsein halten, dass gerade in 3-Welt-Ländern das Geld lockt und so mancher Zeremonien anbietet, der das definitiv nicht tun sollte. Wie immer dürfen wir unsere Intuition und unser gutes Gefühl nicht vor dem Federschmuck und der faszinierenden Erscheinung ablegen. Eine gute Freundin hat vor Jahren einen Film über Ayahuaska begonnen. Sie hat so viel von Missbrauchsfällen auf Zeremonien erzählt. Eine andere Freundin hat definitiv einen sexuellen Übergriff, durch den „Schamanen“ erfahren. Ein weiterer Bekannter wurde auf einer Zeremonie, ebenfalls von dem „Schamanen“ beraubt. Eine andere wegen ihrer Beteiligung an einem Zentrum und wegen veruntreuter Gelder durch den Medizinmann fast umgebracht. Ja, es gibt gute Medizin-Leute, doch diese musst Du suchen…
Fazit: Vielleicht klinge ich hier ein wenig zu vorsichtig. Doch das ist meiner Erfahrung geschuldet. Als junger Hupfer war ich hier eher bedenkenlos. Das hat sich stark geändert.
Doch im Großen und Ganzen und in den Händen von wirklich fähigen Leitern, ist diese Medizin für mache Menschen sehr, sehr gut. ANDEREN WÜRDE ICH DEFINITIV ABRATEN. Diesen Menschen würde ich raten, eine tägliche spirituelle Praxis zu pflegen und gleichzeitig tief mit aufdeckenden Methoden im geeigneten Rahmen an der Psyche zu arbeiten. Dies darf auch gerne in transzendente Bereiche gehen. Dieser Weg ist sanfter und zugleich tiefgründig.
Mein definitiver Rat ist, breche nichts über das Knie. Suche Dir Deine Leitung sehr gut aus. Bete, dass Du zu den richtigen Menschen geführt wirst. Warte lieber 1,2 oder 5 Jahre und sei Dir sicher, dass es wirklich stimmt. Sei Dir hierbei Deiner Gier bewusst. Was sind schon 5 Jahre, wenn Du dann eine wirklich profunde Erfahrung hast?
Bình luận