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Machtmissbrauch in Therapie, Heilung und anderen verantwortlichen Berufen

Autorenbild: Stefan MandelStefan Mandel




Dieses Thema betrifft uns alle: Therapeuten, Heiler, Menschen in verantwortungsvollen Positionen – und natürlich die Betroffenen von Machtmissbrauch und sexueller Gewalt. Es geht um Verantwortung, Klarheit und die dringende Notwendigkeit, Missbrauch zu erkennen, zu verhindern und gemeinsam für ein heilsames Miteinander einzustehen.


Immer wieder höre ich Geschichten, die einfach Mega krass sind - und viele davon aus erster Hand.


Ein paar Beispiele, die zum Nachdenken anregen:


  • Eine Frau, die ich persönlich kenne, erzählte, wie sie während einer Ayahuasca-Zeremonie plötzlich das beste Stück des Zeremonienleiters im Mund hatte.

  • Eine andere Frau schwebte einen Monat zwischen Leben und Tod, nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihr südamerikanischer „Schamane" ihre Gelder veruntreut hatte (sie wollte mit ihm ein Retreat-Center gründen), und er sie nach dem das aufflog mit schwarzmagischen Angriffen destabilisiert hatte.

  • Der jahrzehntelange Sexskandal um João de Deus, den viele im engsten Kreis bewusst deckten, während die Opfer immer mehr wurden.

  • Ein deutscher Pseudo-Guru, der sich an kleinen Jungen verging.


Und diese Liste könnte noch viel länger sein...


Das Machtgefälle: Von Verantwortung und Missbrauch


In all diesen Fällen wird das natürliche und sinnvolle Machtgefälle zwischen leitender Figur und Klient gnadenlos ausgenutzt. Dieses Gefälle wird missbraucht, wenn persönliche Bedürfnisse, Gier oder unaufgearbeitete Schatten der Therapeuten, Schamanen oder Lehrer ins Spiel kommen.


In diesen Fällen geht es nicht um das Wohl des Klienten, Patienten oder Schülers, sondern darum, unbewusste Bedürfnisse der leitenden Figur durch die ihnen anvertrauten Menschen zu befriedigen.


Und manchmal sind die Täter sogar davon überzeugt, dass ihr Handeln „heilsam" sei.





Ich hörte heute erst von einem “Heiler”, der sexuelle Übergriffe mit dem Argument rechtfertigte, die sexuelle Interaktion mit ihm sei selbst der Heilungsakt. Solche Selbstrechtfertigungen sind in den meisten Fällen eine Mischung aus psychotischen Elementen und Größenwahn - oft kombiniert mit tatsächlichen Fähigkeiten auf bestimmten Ebenen. Leider sind diese Menschen selber noch sehr Unheil und noch nicht in der Lage, diese Verantwortlichen Rollen die sie einnehmen zu erfüllen.


Wie Täter vorgehen


Machtmissbrauch beginnt selten plötzlich. Er schleicht sich ein - durch das subtile Austesten von Grenzen. Täter prüfen, wie weit sie gehen können, oft durch scheinbar harmlose, beiläufige Handlung.


Wenn sie spüren, dass das Opfer sein Zentrum an sie abgibt, wird die Temperatur schrittweise erhöht. Und ehe man sich versieht, ist die Grenze überschritten.


Was wir alle verstehen müssen:


In jedem therapeutischen oder spirituellen Kontext besteht ein Machtverhältnis. Das ist an sich nichts Schlechtes. Es ermöglicht, dass ein Therapeut oder Lehrer gibt und der Klient oder Schüler empfängt.


Das ist wie bei guten Eltern: die Eltern geben und die Kinder empfangen.


Das Problem beginnt, wenn jemand diese Dynamik ausnutzt.


Als Therapeut, Heiler oder Lehrer sind wir auch Projektionsflächen für die Dynamiken unserer Klienten oder Schüler. Diese Übertragungen können von Bewunderung bis Verführung reichen. Ein integre Begleiter erkennt diese Prozesse, nimmt sie nicht persönlich und hält Denoch weiterhin einen klaren und liebevollen Raum.


Dazu braucht es:


  1.   Tiefgehende eigene Schattenarbeit, um sicherzustellen, dass die eigenen unbewussten Bedürfnisse nicht in die Arbeit einfließen.

  2.   Klarheit und Kompetenz, um solche Dynamiken professionell und heilsam zu lenken.

  3.   Integrität und Achtsamkeit, um Grenzen zu wahren, die für alle Beteiligten sicher sind.


Doch auch Klienten tragen Verantwortung


Es wäre unfair, die Schattenseiten mancher Klienten oder Schüler zu verschweigen.

Besonders bei unserem großen Pacha Mama Camp habe ich immer wieder „Groupie-Verhalten" beobachtet. Manche Frauen (und Männer) suchen gezielt die Nähe zum „Leiter", um eigene Bedürfnisse nach Bestätigung, Nähe oder Macht zu erfüllen.

Das Verhalten erwachsener Menschen ist ihre eigene Verantwortung. Doch problematisch wird es, wenn diese später falsche Anschuldigungen erheben - sei es aus enttäuschter Liebe, verletztem Ego oder Rache. Solche Situationen werfen lange Schatten und schaden allen, auch den echten Opfern.


Fazit: Machtmissbrauch ist ein reales Problem, das wir nicht kleinreden dürfen.

Gleichzeitig ist es essenziell, auch die eigene Verantwortung zu betrachten - auf beiden Seiten.


Für Therapeuten, Heiler und Lehrer:


  • Sei dir der Macht bewusst, die dir anvertraut wird, und nutze sie mit größter Verantwortung.

  • Mach deine eigene Schattenarbeit. Du kannst nur so weit führen, wie du selbst gegangen bist.

  • Halte klare, gesunde Grenzen - zum Wohl deiner Klienten und deiner eigenen

Integrität.


Für Klienten und Schüler:


  • Gib deine Eigenverantwortung nicht an der Tür ab. Prüfe genau, wem du dich anvertraust.

  • Es ist OK, zu sein wer du bist und zu fühlen was du fühlst. Du bist der Klient, Patient oder Schüler und du suchst dir deine Begleitung, um an deinen Themen zu arbeiten, die der von dir gewählte halten sollte.

  • Wenn es zu Missbrauch kam, sind diese Situationen sehr Schambehaftet - vergebe dir! JA, DIR und heile diese Wunde.


Wenn wir wirklich in die Tiefe in unserer inneren Arbeit und Heilung gehen wollen, brauchen wir klare und ich wurde sogar sagen heilige Räume. Räume, die von Ehrlichkeit, Integrität und Achtsamkeit geprägt sind und in der die Hilfe von unseren Lichtfreunden vorhanden ist.


So kann echte Heilung geschehen.


Meine Bitte: Wenn du Geschichten hörst, prüfe sie sorgfältig, bevor du sie weitererzählst. Es geht darum, Klarheit und Verantwortung zu fördern - nicht Rache oder falsche Anschuldigungen zu unterstützen.


Und wenn du selbst eine tiefgehende Arbeit suchst, dann wähle deine Begleiter weise.


Denn bei allem, was in die Tiefe geht, braucht es Menschen, die wirklich integer und kompetent sind.


Mögen wir alle verantwortungsvolle Begleiter finden - und selbst welche sein.

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